Bart. Mode, Rebellion, Männlichkeit?
Ob Schnurrbart, Backenbart oder Vollbart – blickt man zurück in die Vergangenheit, dann trug die Männerwelt den Bart aus ganz unterschiedlichen Gründen. Dabei war und ist er nicht nur männliche Zierde, sondern auch religiöses Symbol, Ausdruck politischer und sozialer Ansichten oder Individualität. Es gab aber auch immer Zeiten, in denen der Bart verpönt war. Im 21. Jahrhundert ist er so populär wie lange nicht. Grund genug für das Historische Museum Bielefeld, dieses Phänomen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Eine Abteilung der Ausstellung beschäftigt sich dabei mit des Kaisers Bart, genauer gesagt mit dem Modell "Es ist erreicht", das untrennbar mit Wilhelm II. verbunden ist. Der Schnurrbart mit den energisch nach oben gezwirbelten Spitzen wurde so populär, dass er als "deutsche Barttracht" in den monarchisch gesinnten Kreisen der männlichen Bevölkerung viele Nachahmer fand. Zu dieser Popularität trug entscheidend François Haby (1861-1938) bei, der Hoffriseur des Kaisers. Er stammte aus einer hugenottischen Familie und unterhielt gleich beim Bahnhof Friedrichstraße in Berlin seinen Salon, den 1901 kein Geringerer als Henry van de Velde im eleganten Jugendstil ausstattete. Haby erschien jeden Morgen zum Rasieren und Frisieren beim Kaiser und begleitete den Monarchen auch zu Staatsbesuchen. Wilhelm II. soll das Ergebnis von Habys Bemühungen mit dem Ausruf "Donnerwetter, tadellos" gewürdigt haben, der zu einem geflügelten Wort wurde. Geschäftstüchtig nutzte der Friseur die prominente Kundschaft für seine Werbung, besonders für Haarwuchs- und pflegeprodukte, die er in seiner eigenen Fabrik herstellte.
In der Ausstellung sind verschiedene Gegenstände zur Bartpflege aus der Kaiserzeit zu sehen wie Barttassen und –binden sowie Pflegemittel. Der Schnurrbart des Kaisers reizte aber auch zur Parodie, wie zwei Damen beweisen, die sich um 1910 in Uniform und mit falschen Bärten ablichten ließen.
Weiterführende Informationen unter: historisches-museum-bielefeld.de